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Eine Filmkritik von Michael Spiegel
Von den Möglichkeiten eines Paares
Eine erstarrte Ehe ist endgültig am Ende und so fängt auch alles an: Der Scheidungsrichter liest Gilles (Stéphane Freiss) und Marion (Valeria Bruni-Tedeschi), beide um die 30, alle notwendigen Paragraphen und rechtlichen Details vor. Die Beiden willigen kopfhängend ein: der katastrophale Tiefpunkt ihrer Beziehung, dem als Gipfel der Ausweglosigkeit noch eine Vergewaltigung folgen wird. Doch es gab auch bessere Zeiten — vier frühere Episoden des Paares werden erzählt. Ein gemeinsames Dinner mit Gilles Bruder, die verfrühte Geburt von Sohn Nicolas, die fröhliche Hochzeitsfeier (bei einer gleichwohl ersten Affäre) und das erste Kennenlernen beim italienischen Strandurlaub … Glück, Trauer, Liebe, Leid und Hoffnung – fünf wichtige, starke Gefühle im Leben eines Paares, die in einer normalen Beziehung dazu gehören, oft gleichzeitig nebeneinander auftreten und somit nicht voneinander zu trennen sind.
Ohne allzu viel großer Worte, aber mit viel Ausdruck und Gefühl wird in 5x2 über große Ängste, Missverständnisse und Verletzungen erzählt, aber auch Momente des Glücks, der Sehnsucht und der Lust sind hautnah zu spüren. Grandios ist dabei die Darstellung von Valeria Bruni-Tedeschi, die ihrer Figur glaubhaft eine große Verletzlichkeit verleiht. Stéphane Freiss wiederum überzeugt in seiner typisch männlich-wirkenden, zurückgezogenen Darstellung, die ebenso verständlich weil nachvollziehbar beim Betrachter ankommt.
Regisseur Francois Ozon beschreibt die Stationen dieser Ehe sehr verdichtet, filmisch gesehen eine Art Protokoll, aber in umgekehrter Reihenfolge, denn der Beginn ist eben schon das Ende und zum Schluss liegt der liebreizende Neubeginn in der Luft. Mit dem Resultat, dass trotz der teilweise drastischen Darstellungen in 5x2 das ‚Prinzip Hoffnung‘ überleben sollte – alleine deshalb, weil es dem Zuschauer erlaubt wird, so zu denken und so zu fühlen. Es steht ihm aber ebenso frei, seinen möglicherweise wuchernden Pessimismus, Männer und Frauen passen nun mal nicht zusammen und alles endet sowieso im Chaos, hiermit zu manifestieren. Das dramatisch-psychologische Kammerspiel, dass irgendwann fast beiläufig in einen klassisch französischen Film mündet, lässt eben viele Interpretationsmöglichkeiten offen: eine Beschreibung des realen Lebens selbst, vieles kommt einem persönlich bekannt vor, hat man selbst so schon erlebt. Einzig und allen die Wahl der Bewertung dieser Erlebnisse bleibt entscheidend. Kein direkter Hinweis von Ozon, kein Moment, in dem der Zuschauer weiß, dass nun der definitive Grund für die Beiden eingetreten ist, sich voneinander zu trennen. Die Situation der Entwicklung bleibt stets offen, man darf selbst nach Wunsch immer weiter und weiter projizieren – und das bis zum Ende des Films, der wie ein erster Frühlingstag schmeckt.
Nach Acht Frauen und Swimming Pool also ein recht emotionaler, persönlich-wirkender Beitrag von Ozon, der atmosphärisch und qualitativ an seine früheren Filme wie Unter dem Sand anknüpft. Die Grundidee von 5x2 entstammte, so Ozon, einem Text von Rainer-Werner Fassbinder, die er bereits für Tropfen auf heiße Steine benutzt hatte. Dazu ist 5x2 musikalisch perfekt mit italienischen Chansons begleitet, lyrisch und anspruchsvoll: großes europäisches Kino!
Eine erstarrte Ehe ist endgültig am Ende und so fängt auch alles an: Der Scheidungsrichter liest Gilles und Marion, beide um die 30, alle notwendigen Paragraphen und rechtlichen Details vor.
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Meinungen
Eric Haas · 25.02.2023
Kurz gesagt, der Film bringt inhaltlich Banalitäten aus Gefühlsmixturen und stilistisch unbeeindruckende Bilder zur Geltung - folglich eine schwache Performance.
Einzig der erklärende Text auf der website bemüht sich um eine quasi anspruchsvolle Themadarstellung.
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kopprath · 21.11.2005
habe den film neulich auf dvd geschaut, weil ich ein großer fan von ozon bin. umso mehr enttäuscht war ich, wie langweilig und öde der film ist. die idee, die geschichte in umgekehrter reihenfolge zu zeigen, mag gut sein, aber ansonsten schläfert der film eher ein als zu unterhalten.
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momo · 18.03.2013
er ist coooooooooooooooooooooooooooooooooooooool
hihihihi
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kopprath · 21.11.2005
habe den film neulich auf dvd geschaut, weil ich ein großer fan von ozon bin. umso mehr enttäuscht war ich, wie langweilig und öde der film ist. die idee, die geschichte in umgekehrter reihenfolge zu zeigen, mag gut sein, aber ansonsten schläfert der film eher ein als zu unterhalten.
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